kleines Blutbild

  • Das kleine Blutbild ist eine der häufigsten Laboruntersuchungen überhaupt. Es ist Bestandteil vieler Vorsorgeuntersuchungen und wird in der Regel vor einer Operation angeordnet. Darüber hinaus lassen Ärzte häufig ein kleines Blutbild machen, wenn sie Infektionen, Entzündungen, Tumore, Anämien (Blutarmut), Gerinnungsstörungen oder seltene Blutkrankheiten vermuten.

    1 Was genau wird untersucht?

    Beim kleinen Blutbild werden nicht sämtliche Blutwerte bestimmt, sondern nur eine kleine Auswahl. Der Arzt kann anhand der Werte Rückschlüsse auf Erkrankungen ziehen. Erhöhte oder zu niedrige Werte können hier wichtige Hinweise geben. Aber Vorsicht: Nur Ihr Arzt kann Ihr Blutbild richtig deuten! Also keine Panik, wenn einzelne Werte nicht im Normbereich liegen. Das muss überhaupt nichts zu sagen haben. In der Regel werden acht Werte ins Visier genommen:

    Erythrozyten (Häufige Abkürzung: ERY)

    Die roten Blutkörperchen arbeiten wie ein kleiner Shuttle-Service: Sie transportieren den Sauerstoff zu den Körperzellen. Ist die Menge im Blut zu niedrig, deutet das auf eine Anämie hin. Gründe dafür können beispielsweise Blutungen, ein Eisen- oder Vitaminmangel oder Tumore sein. Menschen, die beim Sport dopen, können hingegen erhöhte Erythrozyten-Werte haben – genauso wie Bergsteiger im Hochgebirge.

    Leukozyten (Häufige Abkürzungen: Leukos/LEUKOS, LEU)

    Die weißen Blutkörperchen sind unsere Kämpfer gegen Krankheitserreger. Ohne sie funktioniert unser Immunsystem nicht. Haben wir zu viel davon im Blut, spricht man von einer Leukozytose. Sie könnte ein Hinweis auf Infektionen durch Bakterien oder Parasiten sein, ebenso wie auf Bluterkrankungen wie Leukämie. Manchmal stecken auch Allergien oder Vergiftungen dahinter. Auch Raucher können eine leichte Leukozytose haben. Wer zu wenige Leukozyten im Blut hat, könnte an einer Immunschwäche, einer Schädigung der Blutbildung oder an einem viralen Infekt leiden.

    Thrombozyten (Häufige Abkürzungen: PLT, THRO)

    Die Blutplättchen sorgen für die Blutgerinnung. Zu viele Blutplättchen weisen auf entzündliche Prozesse hin. Nach akuten Infektionen, Operationen mit hohem Blutverlust oder Krebserkrankungen ist ihre Anzahl häufig erhöht. Gibt es zu wenige Thrombozyten im Blut, könnten die Ursachen Knochenmarksschäden oder angeborene Syndrome sein. Auch chronische Lebererkrankungen und Nebenwirkungen einiger Medikamente können zu einem niedrigen Wert führen.

    Hämatokrit (Häufige Abkürzungen: HCT, HKT, HK)

    Dieser Begriff beschreibt den Anteil der Zellbestandteile im Verhältnis zum gesamten Blutvolumen. Ist der Wert zu hoch, ist das Blut dickflüssig und kann nur langsam durch den Körper fließen. So können sich schneller Blutgerinnsel bilden, womit das Risiko für Embolien (Verschluss von Blutgefäßen) steigt. Ursache für einen zu hohen Hämatokrit-Wert kann ein Flüssigkeitsverlust sein, oder ein Hinweis darauf, dass zu wenig getrunken wurde. Ist der Hämatokrit-Wert zu niedrig, ist dies ein Hinweis auf zu wenig Zellbestandteile. Dahinter könnte eine Anämie stecken.

    Hämoglobin (Häufige Abkürzungen: HGB, HB)

    Deshalb ist unser Blut rot. Der rote Blutfarbstoff bindet Sauerstoff und Kohlendioxid im Blut. Ist der Wert zu hoch, könnte das beispielsweise ein Zeichen für chronische Lungen- und Herzerkrankungen sein. Häufigste Ursache für einen zu niedrigen Wert ist eine Anämie.

    MCV

    MCV steht für Mean Cell Volume – übersetzt bedeutet das: mittleres zelluläres Volumen. Der Wert informiert über die durchschnittliche Größe der roten Blutkörperchen. Er allein gibt keinen genauen Hinweis auf eine Erkrankung, sondern ist nur in Kombination mit anderen Blutwerten aussagekräftig. Ist der Wert zu niedrig, deutet das auf einen Mangel an Eisen oder Vitamin B6, auf einen Tumor, eine Infektion oder eine Blutung hin. Ist der Wert zu hoch, könnten ein Mangel an Folsäure, Alkoholmissbrauch oder die Einnahme bestimmter Medikamente dahinterstecken.

    MCH

    MCH ist die Abkürzung von Mean Corpuscular Hemoglobin (übersetzt: mittlerer korpuskulärer Gehalt an Hämoglobin). Dieser Wert gibt den durchschnittlichen Hämoglobin-Gehalt eines einzelnen roten Blutkörperchens an. Er informiert also darüber, wieviel roter Blutfarbstoff in einem roten Blutplättchen steckt. Niedrige Werte können ein Hinweis auf einen Eisenmangel sein. Hohe Werte können auf einen Mangel an Vitamin B12 oder B1 oder auf einen Folsäure-Mangel hindeuten.

    MCHC

    MCHC ist die Abkürzung für Mean Corpuscular Hemoglobin Concentration – also für die mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration aller Erythorzyten. Gemeinsam mit den Werten MCV und MCH lassen sich damit Anämien erkennen und unterscheiden.


    2 Welche Werte sind normal?

    Der Piks ist überstanden? Das Blut ist abgenommen? Meist dauert es dann nur wenige Tage, bis der Befund beim Arzt liegt. Viele fragen sich dann: Befinden sich alle Werte im Normbereich? Auf den ersten Blick ist das für Nicht-Mediziner schwer zu erkennen. Um es selbst zu entschlüsseln, muss man ein paar Dinge wissen:

    • Nicht nur der eigene gemessene Wert wird im Befund angegeben, sondern auch der sogenannte Referenzbereich. Das ist der Bereich, in dem sich der eigene Wert bewegen sollte.
    • Die Referenzbereiche können sich von Labor zu Labor unterscheiden, weil dort verschiedene Geräte zum Einsatz kommen. Es gibt also nicht den einzig wahren Normalbereich. Deshalb sieht auch jeder Befund anders aus.
    • Es werden zwar in der Regel immer dieselben Werte bestimmt, die Maßeinheiten können sich aber unterscheiden – mal werden die Werte beispielsweise in Pikoliter (pl), mal in Nanoliter (nl) oder in Mikroliter (µl) Ganz schön verwirrend! Aber die Maßangaben sind nicht so entscheidend, um den Befund zu verstehen – Hauptsache, der eigene Wert befindet sich im angegeben Referenzbereich.

    Und nochmal zu Erinnerung: Einzelne Werte sind häufig nicht aussagekräftig, sondern müssen in den Zusammenhang mit anderen Werten, den Symptomen und der Verdachtsdiagnose gestellt werden. Also kein Grund zur Nervosität, wenn ein Wert in Ihrem Blutbild vom Normbereich abweicht. Ihr Arzt wird dies mit Ihnen besprechen.

    Der Referenzbereich im kleinen Blutbild

    (Abweichungen sind von Labor zu Labor möglich)

    Erythrozyten


    Frauen: zwischen 4 und 5,4 Millionen Zellen pro Mikroliter (µl)

    Männer: zwischen 4,4 und 5,6 Millionen Zellen pro Mikroliter (µl)

    (Im Befund gern auch abgekürzt: 4–5,4 Mio/µl bzw. 4,4–5,6 Mio/µl)

    Leukozyten


    Bei Männern und Frauen: zwischen 3.800 bis 10.300 Leukozyten pro Mikroliter (µl)

    (Im Befund gern auch abgekürzt: 3,8–10,8 Tsd/µl)

    Thrombozyten


    Bei Männern und Frauen: zwischen 130.000 und 390.000 Thrombozyten pro Mikroliter (µl)

    (Im Befund gern auch abgekürzt: 130–390 Tsd/ µl)

    Hämatokrit


    Frauen: 37 bis 46 Prozent

    Männer: 42 bis 52 Prozent

    (Prozentanteil der Blutzellen im Verhältnis zum gesamten Blutvolumen)

    Hämoglobin


    Frauen: 12 bis 16 Gramm pro Deziliter (dl)

    Männer: 14 bis 18 Gramm pro Deziliter (dl)

    (Im Befund gern auch abgekürzt: 12–16 g/dl bzw. 14–18 g/dl)

    MCV


    Bei Männern und Frauen: 83 bis 98 Femtoliter (fl)

    MCH


    Bei Männern und Frauen: 28 bis 33 Pikogramm (pg)

    MCHC


    Bei Männern und Frauen: 32 bis 35 Gramm pro Deziliter (dl)

    Quelle: https://magazin.barmer.de/kleines-blutbild/

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